Das Gillenbachtal ist das stadtnähste Trierer Naturschutzgebiet. Das tief eingeschnittene Tal beginnt bei Sirzenich und öffnet sich nach dem Zusammenfluss mit dem Sirzenicher Bach an der Kaiser-Wilhelm-Brücke zur Mosel.
Der Weg durch die Waldschlucht ist beschwerlich. Umgestürzte Bäume und verfallene Stege zwingen den Wanderer immer wieder zu kleinen Kletterpartien an den steilen Hängen. Schwer hat es auch die Sonne, das dichte Laubdach zu durchdringen. Wo sie es schafft, beleuchten ihre Strahlen ein Flussbett, das nach einer Schönwetterperiode so gut wie ausgetrocknet ist. Doch nach starken Regenfällen fließt hier ein reißender Wildbach, der die Landschaft jedes Mal ein bisschen verändert, sich neue Wege sucht, Felsen auswäscht und das Ufer unterspült.
Diese kleine Wildnis befindet sich nicht etwa in den Alpen oder im Nationalpark Eifel, sondern keine zwei Kilometer vom Trierer Hauptmarkt entfernt. Oberhalb des Gillenbachtals quält sich der tägliche Stau die Bitburger Straße hinab. Gedämpfter Verkehrslärm ist daher bei einem Spaziergang durch das Naturschutzgebiet ein ständiger Begleiter. Die schattige Schlucht macht dennoch einen abgeschiedenen Eindruck. Wer sie an einem sonnigen Tag betritt, merkt sofort, dass es hier deutlich kühler ist. An manchen Tagen beträgt der Unterschied zehn Grad.
Insgesamt ist das Kleinklima im Gillenbachtal ausgeglichener als in der Umgebung und bietet damit bestimmten Pflanzen – zum Beispiel dem Hirschzungenfarn – hervorragende Lebensbedingungen. Geologen finden hier Anschauungsmaterial und können nachvollziehen, wie sich der Bach durch verschiedene Gesteinsschichten – oben Muschelkalk, unten Buntsandstein – gearbeitet hat.
Am unteren Ende der Waldschlucht befindet sich ein Hotel. Früher war in dem Gebäude ein Seniorenheim untergebracht. Die Arbeiterwohlfahrt bemühte sich, das Tal für Spaziergänger begehbar zu machen. Doch von den befestigten Wegen, Stegen und Brücken sind heute nur noch Reste zu sehen, da sie im Lauf der Jahre unterspült und fortgerissen wurden: Auch hier hat der Gillenbach ganze Arbeit geleistet. Wer die Schlucht heute betritt, muss sich seinen Weg zum größten Teil selbst suchen.